Mario Huber
 

 

Dialektliteratur

 

Dialektgedichte bilden einen Schwerpunkt in meinem Schreiben. Sie sind in einer Variante des Oststeirischen verfasst – mein Dialekt liegt irgendwo zwischen Heanzen- und Tatschka-Steirisch, wie die regionalen Ausprägungen in der Fachliteratur bezeichnet werden.

Dabei geht es mir um das Arbeiten mit dem Dialekt als Sprache, welche auf eine Sprachgemeinschaft zeigt. Mein eigener Dialekt könnte im Prinzip durch alle anderen Varietäten des Deutschen ersetzt werden. Mir geht es um das Sichtbarmachen von Abweichungen innerhalb der eindimensional gedachten Standardsprache.

Eindimensional sehe ich die Standardsprache, oder zumindest das gängige Verständnis davon, weil Abweichungen meist als Defizite wahrgenommen werden. Und wenn nicht die Defizite betont werden, dann kommt es mitunter zu einer Glorifizierung: Der „urige“, unverbildete und von Zivilisationskrankheiten gefeite Volksmund äußere sich im Dialekt, könnte man diese Ansicht sehr verkürzt zusammenfassen.

Gegen beide Richtungen möchte ich anschreiben und Abweichungen in erster Linie als genau das wahrnehmbar machen, was sie meiner Meinung nach sind: Kontraste, die auf ein bestimmtes Miteinander, eine bestimmte Praxis des Zusammenlebens und der Weltaneignung verweisen. Manches wird dabei bewertet, manches wird ironisch verarbeitet. Aber das sind Nebenprodukte einer Vermessungsarbeit, die die vagen Verbindungen von Bevölkerung, Verwaltung, Landwirtschaft, (Freizeit-)Industrie, Abwanderung und Digitalisierung ins Auge fassen möchte.

Einige weiterführende Gedanken zu Dialektgedichten finden sich in den Texten „...und Dialekt hat nichts mit Poesie zu tun“ und „Babylon zu Pfingsten. Österreich spricht oder eine Art Dialektliteraturmainfest samt Saubauern und Traktoren“ die 2021 und 2023 in der Zeitschrift perspektive erschienen sind.

Hier gibt es ein Interview aus dem Jahr 2023 mit Margarita Puntigam-Kinstner, der Redaktionsleiterin des Morgenschteans.